strings up! -
Zwei Stücke für vergessene Figuren
Dreizehn fantastische Marionetten von Figurenbaulegende Fritz Herbert Bross aus den 50er Jahren, ursprünglich gebaut für Albrecht Roser und nie gespielt, wiedergefunden, restauriert und nun zu erleben in zwei Stücken an einem Abend:
Der erste Teil, „totentanz recomposed“, zeigt drei Menschen und sechs Marionetten in abwechselnden Schlaglichtern:
Atmosphärische Portraits, die nach und nach Geschichte freisetzen, Beziehungen herstellen und Vergangenheit mit Zukunft verweben.
Die Vivaldi-Neukomposition „Recomposed“ von Max Richter, eingespielt 2012 mit Daniel Hope unter der musikalischen Leitung von André de Ridder, ist als musikalische Grundlage wie geschaffen dafür.
Drei Menschen und sechs Marionetten in ständigem Wechsel der Ebenen. Durch Licht und Dunkelheit gegeneinander geschnitten, erzählen und komponieren Geschichte neu.
Im zweiten Teil präsentieren wir sieben Figuren, die für einen Krimi gebaut wurden. Champagner für vergessene Charaktere!
Dauer 2 x 35 min, eine Pause. Gesamtdauer 85 min.
Premiere 10. Oktober 2019, FITZ Figurentheaterzentrum Stuttgart.
Gefördert durch den Landesverband Freie Tanz- und Theaterschaffende Baden-Württemberg e.V. aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg, dem FITZ Stuttgart und dem Kulturamt der Universitätsstadt Tübingen.
Herzlicher Dank für die Hilfe bei der Recherche gilt Markus Dorner vom PuK Museum Bad Kreuznach, Thomas Zürn, der Sammlung Puppentheater des Münchner Stadtmuseums und besonders Ingrid Höfer vom Studio Roser.
Pressestimmen
"strings up" in der Regie von Frank Soehnle verschafft den fast vergessenen Figuren einen fantastischen Auftritt. Die Spieler des Figurentheaters Tübingen werden Teil der zauberhaften Welt des Puppengeschehens.
Süddeutsche Zeitung 28.11.2020
Back to Bross
Frank Soehnle und Co. beleben die Tradition und weisen in die Zukunft des Puppenspiels.
Ein zauberhafter Abend, zwei jeweils gut halbstündige Hälften lang, die aber die ganze Faszination und Magie des Figurentheaters ausmachen: „strings up!“ ist die neue Produktion des Figurentheater Tübingen. Das ist ganz großes Theater im Kleinen, wortlos, schwerelos, schwebend und belebend. Eine – ihrer Wurzeln bewusste – Weiterentwicklung des Genres. Fritz Herbert Bross‘ Gestalten erweisen sich als auf raffinierte Art und Weise einfach, sind für sich schon ein Hingucker. Mit welcher Sensibilität und Ernsthaftigkeit wiederum Soehnle und seine Mitspieler*innen mit ihnen agieren, nötigt höchsten Respekt ab. Das Große im Kleinen, pars pro toto, mit zahlreichen Perspektivwechseln und unterschiedlichen Fokussierungen. Und mit einer Grazie der Figuren, der man sich nicht entziehen kann.
Südwestpresse 14.11.2019
Funde aus dem Fundus
Unaufgeregt führen Hanna Malhas, Christian Glötzner und Frank Soehnle die Figuren, „dienen“ ihnen in vornehmer Weise. Ihr Respekt hält sie aber nicht davon ab, die Marionetten auch episodenhaft in zirzensischen Darbietungen und anzüglichen Liebeleien vorzuführen. Ein ergreifender und unterhaltsamer Abend mit Tiefe.
Stuttgarter Zeitung 12.10.2019
Das zweite Leben der Marionetten
Die neue Produktion des Figurentheater Tübingen bringt Vergessene zum Vorschein
Die Sprache des Puppenmachers, die Zeit die den Figuren anhaftet, werden für die Tübinger Bühne zur Inspirationsquelle, führen zu poetischen Szenenfolgen, Bildern, die sich mit zauberhafter Leichtigkeit zwanglos aneinanderreihen, heiter, komisch, dunkel und manchmal gar schwerelos. Dann heben die Figuren ab an ihren Fäden, kreisen über der Bühne, Fragmente alter Geschichten, die sich spielerisch in neue fügen. In beiden Stücken treten die Spieler selbst in die Szenen ein, Vergrößerungen des Puppengeschehens, werden Teil der zauberhaften Welt aus Schatten, Licht und wieder auferstandener Fantasie.
Reutlinger Generalanzeiger 14.11.2019
Vergessene Puppen
Hervorragend geführt werden diese Marionetten an den von Bross entwickelten Einhandspielkreuzen, die den Könnern eine unglaublich präzise Führung der sehr beweglichen Figuren ermöglichen. Soehnle führt Regie und es verbinden sich scheinbar logisch die alten Figuren und eine moderne Dramatik zu einer zeitgemäßen Spielweise. Dazu zeigen die „vergessenen Figuren“, dass sie durchaus auf der Höhe der Zeit mithalten können und zeitlos sind in ihrem Fantasiereichtum und ihrer Funktionalität.
Ludwigsburger Kreiszeitung 18.10.2019
Besetzung
Figuren | Fritz Herbert Bross |
Spiel | Hanna Malhas |
Frank Soehnle | |
Christian Glötzner | |
Regie | Frank Soehnle |
Kostüme | Evelyne Meersschaut |
Choreografische Mitarbeit | Karin Ould Chih |
Musik | Max Richter "Vivaldi Recomposed" |
Fotos | Julia Pogerth |
Zur Inszenierung
METHODE
Die Arbeitsmethode, aus bestehenden Figuren ein Stück zu entwickeln, schließt nahtlos an die speziell im figurentheater tübingen entwickelten Konzepte an. Schon mit Inszenierungen wie „Flamingo Bar“ von 1996 wurde ein Stück, eine Komposition, ein Bildertheater mit eigener Logik und Gesetzmäßigkeiten aus den Figuren heraus erarbeitet. Doch im Zusammenhang mit den Bross-Figuren entsteht eine neue Dimension: eine Befragung der Figurentheatergeschichte, ein Griff nach den Wurzeln.
Von den 50er bis 70er Jahren hat sich Fritz Herbert Bross von Stuttgart aus als Ausstatter, Regisseur und Figurenbauer international einen Namen gemacht. Ein Teil der Marionetten von GUSTAF UND SEIN ENSEMBLE, Albrecht Rosers berühmtem Szenenprogramm für Solomarionetten, sind von ihm gebaut. Der heutige Entwicklungsstand der Marionette beruht auf seinen Grundideen und Erfindungen.
RESTAURATION & INSPIRATION
Schon beim Restaurieren der Bross-Figuren war klar zu sehen, hier haben wir es mit fein ausbalancierten Meisterwerken zu tun. Figuren in solcher Qualität werden heute selten gebaut. Aber gerade in der Andersartigkeit dieser Figuren steckt eine große Inspiration. Im neuen Umgang mit alten Instrumenten entsteht möglicherweise ein neues Verständnis der Theaterfigur und ihrer Bedeutung.
Die Auffassung von Fritz Herbert Bross, eine Marionette solle sich erst einmal „selbst aussagen“, ist moderner als je zuvor und immer noch umstritten. Sein Glaube an die Aussagekraft der Theaterfigur durch ihre spezifische Bewegung manifestiert sich im gefundenen Figurenensemble und weist in die Zukunft.
Der FIGURENBAUER Fritz Herbert Bross
(* 2. September 1910 in Stollberg; † 24. Mai 1976 in Schwäbisch Hall) analysierte und entwickelte in den 1940er und 1950er Jahren die Funktionsweise von Marionetten auf Grundlage seiner Ausbildung zum Maschinenbauingenieur. Bross stammt aus einer Holzbildhauerfamilie. Auf Wunsch seiner Eltern lernte er zunächst einen Brotberuf. Er wurde Diplom-Ingenieur und arbeitete vor dem Krieg bei Porsche.
Nach dem Zweiten Weltkrieg beschloss er, nur noch Theaterfiguren zu bauen, zunächst Handpuppen, später Marionetten. 1958–1967 war Fritz Herbert Bross Leiter des Seminars für Marionettenbau und -führung am Deutschen Institut für Puppenspiel in Bochum und übernahm danach die künstlerische Leitung des Marionettentheaters „Gerhards Marionetten“ in Schwäbisch Hall.
Bei der Analyse der technischen und ästhetischen Wirkung von Theaterpuppen kamen ihm neben seinen familiären Wurzeln und dem Studium des Maschinenbaus seine während seiner Hochschulzeit erworbenen kunsthistorischen Kenntnisse zugute.
Bross-Spielkreuz
Bross entwickelte insbesondere ein Einhand-Spielkreuz, das eine sehr präzise Marionettenführung ermöglicht. Seine Erkenntnisse im Marionettenbau gelten bis heute als richtungsweisend.
Dieses „diagonale Spielkreuz“ ist heute als Bross-Kreuz und weltweit als „The German System“ bekannt.
In den von Bross selbst gestalteten Marionetten verbinden sich sein künstlerischer Gestus mit technischer Qualität zu großer Bühnenwirkung, insbesondere in Hinsicht auf Spielbarkeit und Beweglichkeit des für das Bühnenspiel gestalteten Artefakts.
Bross baute Theaterpuppen für viele professionelle Puppentheater. Bekanntester Schüler von Bross war Albrecht Roser, der das Bross’sche System in vielen Facetten auslotete und weiterentwickelte.
Das „gefundene“ Ensemble, entdeckt 2017 in Kisten und im Fundus von Albrecht Rosers Atelierhaus in Remshalden-Buoch:
Sechs Figuren zu „Totentanz“ (1954-58):
Der Soldat, Die Mutter, Der Straßenfeger, Die Schöne - La Belle, Das Biest, La Miserabella
Drei Figuren zur „Kriminalgeschichte“ (1958 – 60):
Flittchen „Cissi“, Zigarre „Krause“, Spazierstock „Edu“
Zwei Figuren aus dem Roser Fundus:
Ganove mit Pistole (1960), Frau Schnibbelchen (1956)
Eine Filmfigur aus „Katzenmusik“ SWR
Kakadu (1954)
Eine Leihgabe des Studiengangs Figurentheater
Tänzerin (1962)
Technische Voraussetzungen
BÜHNENRAUM
- Bühnenfläche mindestens 6,00 x 5,00 m (Breite x Tiefe), besser 8,00 x 6,00 m
- ansteigende Sitzreihen für die Zuschauer
- Bühnenraumhöhe mind. 3,00 m
- Verdunkelbarer Raum
- Abstand 1. Sitzreihe bis Bühnenkante mind. 1,5 m
- Befestigungsmöglichkeiten an der Decke über der Bühnenfläche (siehe Bühnenplan)
TECHNIK
Version A mit eigenen Scheinwerfern:
- 2 x 1000 Watt Scheinwerfer für Saallicht
- Bühnenhilfe für Auf- und Abbau
- 2 x Stromanschluss 220 V / 16 A
oder Version B mit Lichttechnik des Gastspielortes:
- Lichtsteuerpult mit 15 Kanälen
- 4 x 1 KW Profilscheinwerfer
- 12 x 600 W PCs
- 2 Bodenstative für Profiler
- 1 Bodenstativ für PC
- Bühnenhilfe für Auf- und Abbau
- Garderobe für 4 Personen mit Waschbecken
ZEIT
- Spieldauer 2 x 35 min mit 15 min Pause (85 min)
- Aufbau 5 Stunden - Abbau 1 Stunde
Bitte unbedingt beachten:
- Der Bühnenraum sollte vollständig verdunkelbar sein
- Höchstzuschauerzahl 150 Personen
- Die Vorstellung ist für Jugendliche und Erwachsene
Bitte sprechen Sie alle Abweichungen mit uns ab.
Techniker: Christian Glötzner, Tel. 0176 71297676